Pubertät

Nicht mehr Kind – noch nicht erwachsen: Vom Widerstreit der Gefühle, dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und dringend benötigtem familiären Rückhalt.

Eigentlich lief es jetzt ein paar Jahre lang richtig gut. Nach der ersten Trotzphase wird das Kind selbstständiger. Es kann seinen Willen in Worte fassen und muss sich nicht mehr zornig schreiend in trotzigem Verhalten äußern. Es lernt Lesen, Schreiben und Rechnen, Fahrradfahren und Diskutieren. Manchmal verblüfft es seine Eltern mit verständigen Kommentaren, mit sportlichem Ehrgeiz und unstillbarem Wissensdurst.

Bis der Tag kommt, von dem an scheinbar alles anders ist: Unser Kind schlurft plötzlich schlecht gelaunt zur Tür rein. Auf die freundliche Frage: „Was ist denn los?“ bekommen wir im besten Fall zu hören: „Lass mich in Ruhe; du verstehst mich sowieso nicht!“ Wer Pech hat, hört noch, wie die Kinderzimmertür zugeknallt und der Schlüssel umgedreht wird.

Spätestens jetzt ist allen klar: Das Kind ist in der Pubertät. Aus Sicht der Heranwachsenden ist es die Zeit, in der Eltern schwierig und nicht selten peinlich werden. Aus Sicht der Eltern ist da plötzlich eine Wand zwischen ihnen und ihrem Kind – ebenso unsichtbar wie unüberwindlich.

Für uns Eltern ist jetzt klar – unsere Kinder werden erwachsen.

Dabei schauen Jugendliche nicht nur auf die Erwachsenen plötzlich misstrauisch, fast feindlich. Auch was mit und in ihnen selbst vor sich geht, verunsichert sie.

Das liegt daran, dass die jetzige körperliche Entwicklung sich einem Hormonschub verdankt, der nicht nur den Körper verändert, sondern Jungen und Mädchen auch geistig dazu zwingt, sich mit ihrem künftigen Leben als Mann und Frau auseinanderzusetzen. Die körperliche Entwicklung verläuft nicht immer harmonisch und das ist für Heranwachsende schwierig.

Sie beobachten sich und andere genau und sind nur zu schnell bereit, sich selbst hässlich, langweilig und unattraktiv zu finden.

Sie ziehen sich gerne in ihre eigenen Welten zurück und sind weit davon entfernt, mit uns Eltern ihre Gedanken und Erlebnisse zu teilen.